Mehrheit nutzt Second Screen beim Fernsehen
Es ist so weit: Mittlerweile gibt es mehr Internet-Nutzer, die während des Fernsehens einen Second Screen nutzen – z. B. in Form eines Laptops oder Smartphones – als solche, die sich allein auf das TV-Programm konzentrieren.
Vier Fünftel der Internet-User werden ihrem Ruf als aktive Medien-Nutzer gerecht: 81 % der Befragten haben am Vortag der Online-Umfrage ferngesehen. Doch bei den meisten von ihnen war dabei die Aufmerksamkeit für den TV-Bildschirm nicht ungeteilt: Mehr als 55 % hatten zusätzlich einen zweiten Bildschirm, einen Second Screen, vor Augen. Meist handelte es sich dabei um einen Laptop (52 %), aber auch mobile Devices wie Smartphones (37 %) und Tablets (12 %) spielen bereits eine wichtige Rolle. Und immerhin knapp 30 % hatten parallel zum Fernsehen noch einen stationären Computer laufen.
Mit beachtlicher Geschwindigkeit hat sich das Phänomen Second Screen und damit ein im wahrsten Sinne des Wortes multimediales Mediennutzungsverhalten etabliert. Dass bei der Mehrheit der fernsehenden Internet-Nutzer parallel ein zweiter Bildschirm aktiv ist, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass das TV-Gerät zum bilderwerfenden Möbelstück verkommt – schließlich haben sich die Nutzer aktiv für das Einschalten des einen wie auch des anderen Gerätes entschieden.
Dessen ungeachtet ist die Aufmerksamkeit der Second Screen-User geteilt: 49 % sind nebenbei durch das Internet gesurft, 48 % haben E-Mails bearbeitet. Gut ein Drittel war in sozialen Netzwerken wie Facebook unterwegs. Und mehr als jeder Vierte hat parallel auf seinem Second Screen gespielt.
Im Vergleich dazu ist die Online-Nutzung von Inhalten und Anwendungen, die mit einer laufenden TV-Sendung oder -Werbung zu tun haben, noch wenig verbreitet. Immerhin jeder Zehnte hat mit seinem Second Screen etwas getan, was mit der gerade laufenden Fernsehsendung zu tun hatte. Knapp 2 % haben online etwas genutzt oder abgerufen, das mit einer TV-Werbung im Zusammenhang stand.
Entscheidend ist die Frage, auf welchem Screen die Hauptaufmerksamkeit der Zuschauer bzw. Nutzer liegt. Viele der Second Screen-Aktivitäten eignen sich dazu, »nebenbei« zu laufen und sich hauptsächlich dem Fernsehprogramm zu widmen. Fakt ist aber auch: Häufig werden auch Dinge erledigt, die die volle Aufmerksamkeit des Nutzers fordern – so z. B. das Lesen und Schreiben von E-Mails oder das Arbeiten – und bei denen davon auszugehen ist, dass der Fernseher nur nebenbei läuft. Spätestens dann stellt sich die Frage: Was ist der First und was ist der Second Screen?
Was genau auf den parallel zum Fernsehen genutzten Second Screens stattfindet ist von vielen Faktoren abhängig: Von der Nutzergruppe, dem eingesetzten Endgerät – und nicht zuletzt vom Wochentag. Während Werktags z. B. besonders häufig Mails bearbeitet werden, wird am Wochenende auf den Second Screens öfter gesurft und auf Facebook & Co. zugegriffen.
Die Grenzen zwischen den verschiedenen Bildschirmen werden zukünftig immer mehr verschwimmen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass dem Fernsehen zukünftig noch so viel ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt wird, wie wir es in der Vergangenheit gewohnt waren und die Tendenz zum Second Screen wird dank Tablet, Smartphone & Co. nicht aufzuhalten sein.
Entscheidend für Medienanbieter wie Werbetreibende ist es, das spezifische Screen-Nutzungsverhalten ihrer Zielgruppen zu kennen und sich so gezielt zu Nutze zu machen. Dann bieten sich vielfältige Potentiale, mit dem veränderten Mediennutzungsverhalten mit gezielt zugeschnittenen Anwendungen, Services und nicht zuletzt werblichen Aktionen zu begegnen.
Der W3B-Report »Second Screen – Mediennutzung zwischen TV und Internet« dokumentiert den aktuellen Status von Second Screen aus der Perspektive deutscher Internet-Nutzer.